Solidarität mit den Besetzer*innen des alten Zollamts!
Mit Freude haben wir die Besetzung des alten Zollamts in der Sonnenstraße aufgenommen.
Dem jahrelangen Leerstand und der damit verbundenen Spekulation mit dieser zentralen Immobilie wurde nun durch Aktivist*innen konkret und konsequent ein Konzept der (Wohnraum-)Aneignung gesellschaftlichen Eigentums entgegengesetzt.
Wir begrüßen die Forderungen und Aktivitäten der Besetzer*innen ausdrücklich und sind der Meinung, dass insbesondere in Zeiten, in denen sich das gesellschaftliche Klima der Individualisierung und des Rückzugs ins Private mehr und mehr verschärft, in dem rassistische Diskurse für breite Bevölkerungsteile anschlussfähig werden, die Öffnung eines solchen Raums für selbstverwaltete, antirassistische, emanzipatorische und subkulturelle Aktivitäten ein echter Hoffnungsschimmer ist.
Die Besetzer*innen nehmen positiven Bezug zu zahlreichen vorangegangenen Versuchen und Kämpfen, um ein solches Soziales Zentrum in Münster zu etablieren. Genannt seien hier die Besetzungen der Uppenberschule im Jahre 2000, die Besetzung der Robert-Koch-Str. 2001, die insgesamt vier Besetzungen an der Grevener Straße in den Jahren 2006 bis 2010, die Kurzbesetzung der Gebrüder Grimm Schule am Dahlweg und zuletzt jene am Mittelhafen (das Q8) im Sommer 2010. Alles Kämpfe für diesen „Traum“ von autonomen Räumen, jenseits von der fortschreitenden Kommerzialisierung der Kulturlandschaft und Verdrängung von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen aus der Innenstadt.
Auch die neuerliche Besetzung des Zollamts macht eindrucksvoll deutlich, dass Stadt und Verwaltung trotz jahrelanger Ignoranz und repressiver Räumungspolitik, den unbedingten Wunsch nach einem Sozialen Zentrum und die kreative Kraft dieser Idee von Selbstverwaltung nicht unterdrücken können!
Besonders perfide wirkt es aktuell, dass die hiesigen politisch Verantwortlichen und die Bima, als Eigentümerin der Immobilie Sonnenstraße, versuchen, die Besetzung des Zollamts gegen die dringend notwendige Unterbringung von Geflüchteten auszuspielen. Insbesondere dann, wenn sich vergegenwärtigt wird, wie viele (Gewerbe-)Immobilien in dieser Stadt schon seit geraumer Zeit leer stehen oder hochpreisig an Investor*Innen und Eigentumswohnungsbauer*innen verhökert werden. Mit genau dieser Politik erschwert die BIMA seit Jahren auch die Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte.
Auch wenn wir als Wohnprojekt durch den Kauf einer Immobilie und unter Beteiligung des bundesweiten Wohnprojektnetzwerks des Mietshäuser Syndikats einen anderen Weg der langfristigen Vergesellschaftung von Wohnraum gegangen sind, so können wir die Aktionsform der Hausbesetzung, aufgrund der bestehenden Verhältnisse auf dem weitgehend deregulierten Immobilienmarkt in dieser Stadt, sehr gut nachvollziehen.
Auch aus diesem Grund fordern wir die Stadt, bzw. in diesem Fall auch die Bima als Eigentümerin des Zollamts auf:
Wohnprojekt Grafschaft 31
Im Oktober 2015